Die Bibliothek Ruse stellt einer der ältesten geistigen Mittelpunkte in Bulgarien dar. Sie ist aufgrund der kommunalen Register am 11. Februar 1888 gegründet worden, 10 Monate vor der Eröffnung der Sofioter Universität (8. Dezember 1888). Somit legitimiert sie sich als einen wesentlichen Teil des allgemeinnationalen, öffentlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Fortschrittes unmittelbar nach der Befreiung, als sich die Mitglieder der Aufklärungsgesellschaft Dunav der Gründung der ersten öffentlichen Stadtbibliothek annehmen. Im Art. 1 der Gesellschaftssatzung ist der wichtigste Punkt vermerkt worden, nämlich: „... den Grundstein einer Stadtbibliothek zu legen.“
Im 1891 wurde der erste Bibliothekar eingestellt. Es ist auch der Beschluss getroffen worden, dass der Bestand mit je 1 Exemplar jedes Buchtitels aufstockt. In demselben Jahr wurde das Bibliothekskomitee gegründet, der bis 1926 existiert. Ab 1895 gab die Tätigkeit der Bibliothek regelmäßig vor der Öffentlichkeit in Ruse auf den Seiten der Öffentlichen Zeitung Ruse Rechenschaft. Das erste Inventarbuch wurde eingeführt, das „Allgemeine Überprüfungsinventar“ hieß. Im 1901 wurde die Bibliothek in Dohodno zdanie verlegt. Im 1906 begannen die Forschung und die Vorbereitung auf die Einführung der Dezimalklassifikation der Bücher. Im 1913 wurden die ersten Zettelkataloge entwickelt. Der weitere Umzug der Bibliothek findet im 1928 statt, als der Bibliothek Räume auf dem 2. Stockwerk im Theatergebäude bereitgestellt werden. Die Probleme mit dem Bibliotheksgebäude liefen bis 1954 weiter, als die Gemeinde den Beschluss fasst, dass die Bibliothek in das Gebäude der früheren Handels- und Industriekammer umziehen sollte. Dieses Gebäude stellt einer der bemerkenswerten Architekturdenkmäler in Ruse, das aufgrund eines Projekts vom Architekten Nikola Lazarov im 1916 für die Bedürfnisse der ersten bulgarischen Handels- und Industriekammer in Ruse errichtet worden ist. In den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts neben dem alten Flügel wurde ein moderner Komplex mit aufgestocktem Bücherlager errichtet. Dort befinden sich jetzt die Kinderabteilung und die Bücherausleihe der Bibliothek.
Gegen Ende 2020 zählt der Bibliotheksbestand 627.744 Dokumente. Die Regionalbibliothek Lyuben Karavelov ist seit 1954 eine Depotbibliothek.
Die Kollektion von Altdruckausgaben und raren Ausgaben schließt Wiedergeburtsbücher aus der Zeitperiode 1806 – 1878 ein. In ihrem grundlegenden Teil wurde sie mithilfe von Spenden erweitert, indem die größte Spende von dem Buchhändler Nikola Dakov – 257 Büchereinheiten stammt. Zu denen zählen auch die erste Ausgabe des Riben bukvar von Beron aus dem Jahr 1824, ein Exemplar von Kiriakodromion oder Nedelnik von Sofroniy Vrachanski u. a., das im 1806 in Rimnic, Rumänien veröffentlicht worden ist. Die älteste im Bestand „Rare und wertvolle Bibliotheksbücher“ aufbewahrte Ausgabe ist Tetraevangelion, das im Jahr 1690 in Lemberg, Russland gedruckt worden ist.
Die Bibliothek besitzt ein Teil von der persönlichen Bibliothek von Zahariy Stoyanov- 115 Bände, die der Einrichtung im Jahr 1936 von seiner Tochter Zaharinka Stoyanova-Grombach geschenkt worden sind.
Im 1973 übergibt der in Ruse geborene Akademiemitglied Mihail Arnaudov einen Großteil seines persönlichen Archivs der Bibliothek. In einem selbstständigen Bestand abgesondert zählt es über 7.000 Einheiten und Dokumente: Autorenmanuskripte, Bücher und Abdrücke, periodische Ausgaben, sein Schreibtisch, Stuhl und Tintenfass. Seit 2019 wird an einer thematischen digitalen Kollektion im Internet-Milieu gearbeitet, die ausgewählte Autographen und Danksagungen aus der persönlichen Bibliothek von Akademiemitglied Arnaudov mit Instrumenten zur Verfolgung des Verbraucherverhaltens vorstellt.
Die Bibliothek aufbewahrt auch einen Teil des Archivs von Zmey Goryanin – der in Ruse geborene Schriftsteller mit dem Geburtsnamen Svetlozar Akendiev Dimitrov. Das Archiv ist in einem selbstständigen Bestand von über 450 Originaldokumenten abgesondert, die von der Zeit der kulturell-geschichtlichen Wirklichkeit in Bulgarien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeugen.
Seit 2005 organisiert die Bibliothek jährlich den Internationalen Wettbewerb für Exlibris. Im Laufe der fünfzehnjährigen Geschichte des Wettbewerbs haben an dem Wettbewerb 1.618 Künstler aus über 55 Staaten aus Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika teilgenommen. Die Kollektion von einzigartigen Druckschriften zählt 5.073 Exlibris, die in der Europäischen digitalen Bibliothek – EUROPEANA vorgestellt worden sind. Dieser Dokumentarbestand bildet die einzige in Bulgarien öffentlich zugängige Kollektion von Exlibris. Der Wettbewerb hat sich in ein Phänomen des kollektiven Kulturgedächtnisses gewandelt. Die darin eingeschlossenen Werke erwarben einen enzyklopädischen Wert der nichtmateriellen Erbe, die mit besonderen Zeichen und modernen Botschaften an die Generationen geschaffen worden ist. Seit 2019 bildet ein Teil der Kollektion eine ständige Exposition von Exlibris, die sich im Uhrturm der Bibliothek befindet.
Die Institution entwickelt auch eine ernsthafte Wissenschafts-, Korrektur- und Verlagstätigkeit. Seit 2014 organisiert die Regionalbibliothek Lyuben Karavelov jährliche wissenschaftliche Konferenzen multidisziplinärer Art, die im Laufe der Jahre in Partnerschaft und mit der Unterstützung des Kultusministeriums der Republik Bulgarien, der Gemeinde Ruse, der Stiftung Vasil Levski, des Instituts für historische Forschungen bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, der Fakultät für Geschichte bei der Sofioter Universität Kliment Ohridski, der Universität Ruse Angel Kanchev, der Hochschule für Agrobusiness und Forschung der Regionen, der Niederlassung Ruse, des Universitätsallgemeinkrankenhauses zur aktiven Heilung Kanev AD in Ruse, der Akademie für Musik-, Tanzkunst und Bildende Kunst Prof. Asen Diamandiev in Plovdiv organisiert worden sind. Jährlich wird auch eine Sammlung mit den Berichten von jeder Konferenz veröffentlicht.
Ein Großteil der Bibliothekstätigkeit wird aus Projekttätigkeit finanziert. Im Laufe der letzten zehn Jahren realisierte die Bibliothek über 40 Projekte, die von verschiedenen Spenderorganisationen finanziert wurden - EIFL – Electronic information for libraries (Elektronische Bibliotheksinformation) aufgrund Programm PLIP – Public Library Innovation Programme (Programm über Innovationen in den Bibliotheken), Gemeinde Ruse und das Programm zur Unterstützung von Projekten im Bereich der Kunst und Kultur, Stiftung Globale Bibliotheken – Bulgarien, Programm Kultur der Europäischen Kommission, Nationalbestand Kultur, Büro für Behinderte, Stiftung Ruse-eine Stadt des freien Geistes, Goethe-Institut Bulgarien, INELI Balkans – internationales Netz der Bibliotheken – Wegbereiter aus der Balkanregion, das Bibliotheksgemeinden aus 11 Ländern vereint, Ministerium für Jugend und Sport, Kultusministerium, Stiftung Econt, Programm über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit INTERREG V-A Rumänien-Bulgarien 2014-2020.
Die Bibliothek stellt ein bedeutendes Zentrum und Anziehungszentrum in der Bereitstellung von gleichem Zugang zu Wissen, Kultur, Information und Dienstleistungen für alle Gemeinschaftsmitglieder dar. Jährlich meldet die Bibliothek über 7.000 Leser an, die von ihren traditionellen Dienstleistungen Gebrauch machen, indem die Leser über 153.000 Bibliotheksdokumente jährlich ausleihen. Über 3.300 Personen werden an verschiedener Formen informeller Bildung jährlich eingeschlossen. Die Kulturereignisse werden von über 52.000 Besuchern besucht, wobei nur die Besucher der Kinderereignisse über 13.000 jedes Jahr sind. Die Bibliothek stellt ein modernes Zentrum über das lebenslange Lernen und die soziale Integration von allen Gemeinschaftsmitgliedern dar. Unsere Mission ist für den Schutz und die Aufrechterhaltung der materiellen und immateriellen Kulturerbe zu arbeiten, Bedingungen über die nachhaltige Kulturentwicklung und die geistige Konsolidierung der Gemeinschaft zu schaffen und aufrechtzuerhalten, gleiche Möglichkeiten für den Zugriff auf Kultur und Ausbildung zu gewährleisten, die aktive Teilnahme und das Einbeziehen der Bürger von Ruse und der Region in das öffentliche Leben zu fördern.